Isabelle Fein
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Mar 9 - Apr 20, 2019

Bis zum 20. April 2019 präsentiert die Galerie Parisa Kind die fünfte Einzelausstellung der Künstlerin Isabelle Fein. Gezeigt werden achtzehn neue Malereien und Zeichnungen mit Tusch- und Ölfarbe sowie eine ausgewählte Serie von lasierten Keramiken. In der Ausstellung bilden Feins Werke und Motive, die sich besonders gut im Kontext der anderen Arbeiten erschließen lassen, einen universalen Kosmos.

Aus einem Bild blickt stolz ein Huhn. Während seine Füße durch das satte Grün des Rasens staksen, steht über ihm die leuchtend gelbe Sonne. Dann, ganz beiläufig, legen sich mehrere gestische Pinselstriche in radikalem Blau über die Szene. Sie brechen mit dem Illusionismus der fiktionalen Bildwelt und stellen eines klar: real ist nur die Bildoberfläche, was wir zu sehen glauben, sind Projektionen unserer eigenen Fantasie. Auch der Bildtitel verdreht die Perspektive. „Der Sonne entgegen“ (2019) stellt nicht, wie man zunächst glauben würde, das perfekt gezeichnete Huhn in den Mittelpunkt, sondern uns, die Betrachter, die der gemalten Sonne als anwesendes Gegenüber entgegenblinzeln.

Isabelle Fein arbeitet mit Tuschefarbe. „Ich stelle mir vor, dass Malen wie Surfen ist“, sagt sie. „Man stürzt sich hinein und vertraut auf seine Erfahrungen.“ Wie Wellen am Sandstrand ziehen auch ihre hochpigmentierten Farben in den zart gewebten Leinwandstoff und verbinden sich dort zu Hell- und Dunkelkontrasten. Mit bunt gestreiften und karierten Mustern, die von einer Bildkante zur anderen reichen, wird auf die spezifische Flächigkeit der Bilder verwiesen. In den Straffuren finden gezeichnete Figuren und eine illustre Tier- und Pflanzenschar ihren Platz und beleben die abstrakte Welt. Dort, wo grafische Muster und figurative Motive zusammentreffen, wird man auf die formale Bildhaftigkeit aufmerksam: die Starrheit der Geometrie wird durch die Geste des Zeichnens gebrochen. Umgekehrt zeigt sich die mediale Wachsamkeit auch in Feins Serie von Keramiken, mit der sie geschickt die Flächigkeit der Malerei erweitert und die kleinformatigen Figuren in den Raum transportiert.

Isabelle Feins Werke zeigen eine verführerische Welt. Doch hinter dieser vermeintlich schönen Sprache versteckt sich eine subtile Bildbefragung. „Wie möchten wir leben? Wie möchten wir unser Leben gestalten?“, beschäftigt es Fein. Ihre Werke eröffnen Möglichkeitsräume. Sie zeigen Wunschvorstellungen und machen sichtbar, was uns emotional bewegt, das, was wir am eigenen Körper erfahren und erleben möchten. Die Fragen spiegeln sich auch in den dargestellten Figuren wider, die immer ganz bei sich sind, so als würden sie isoliert von der Außenwelt ihr eigenes Reich bewohnen. Da sind die zwei Radler in „Let’s go“ (2019), die geschwind vorbeirauschen, oder die drei Flanierenden in „Herz und Lunge“ (2019), die ins Gespräch versunken, die städtische Straße hinunterschlendern. Doch dann, hin und wieder, ist da der skeptische Blick einiger Figuren, wie in der Malerei „Untitled (Vogel)“ (2019) oder der Keramik „Untitled (Cup)“ (2019), der uns herausfordernd fokussiert als wollte er kritisch überprüfen, wie wir uns wohl als Betrachter zu den Motiven verhalten. Es sind gerade die Brüche und Geheimnisse, die Sprünge von einem Werk ins nächste, die Feins Ausstellung zu einer Reise durch unsere eigene Gedankenwelt machen.

Isabelle Fein (*1973 in Wiesbaden, lebt und arbeitet in Berlin) studierte an der HfG in Offenbach bei Prof. Heiner Blum und absolvierte ein zweijähriges Gaststudium an der Städelschule in Frankfurt bei Prof. Michael Krebber.  

Seit 2007 wird Fein von der Galerie Parisa Kind vertreten. Außerdem hatte sie Einzelausstellungen bei der Fort Gansevoort Gallery und der Jack Hanley Gallery, beide in New York und nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen unter anderem in der Kunsthalle Nürnberg, der Halle für Kunst Lüneburg und im Kindl in Berlin teil. In diesem Jahr wird sie eine Werkgruppe in der Ausstellung „Paint also known as blood“ am Museum of Modern Art in Warsaw präsentieren. Im Rahmen von „Friend of a Friend Warsaw“ wird die Galerie Parisa Kind eine Auswahl von Feins Werken in der Galeria Pola Magnetyczne zeigen. Fein war mehrfach Artist-in-Residence des CCA Andratx auf Mallorca. 

Text
Vivien Trommer